Samstag, 8. Februar 2014

[Interview] Der Beruf als Übersetzer - ein Interview mit Sandra Knuffinke und Jessika Komina

Halli und Hallo an alle!^^

Heute habe ich etwas ganz Besonderes für euch *mit Augenbrauen wackel* 
Die zwei Übersetzerinnen Sandra Knuffinke und Jessika Komina haben mir die Möglichkeit gegeben ihnen ein paar Fragen zu ihrem Beruf als Übersetzer zu stellen. 
Damit möchte ich euch die Arbeit, die dahintersteckt etwas näher bringen, denn oft habe ich das Gefühl, dass dieser Beruf etwas übersehen und vernachlässigt wird. Aber viele Leser, die vielleicht nicht so gut mit Englisch oder generell Sprachen umgehen können, brauchen diese Übersetzungen, wenn sie ein Buch lesen wollen, dass zum Beispiel von einer englischsprachigen Autorin kommt. 
Aber ihr müsst jetzt nicht weiter mir zuhören, sondern könnt das sympathische Interview mit Sandra Knuffinke und Jessika Komina lesen^^
Viel Spaß! :)


1. Wie sind Sie beide auf diesen Beruf gekommen und wann wussten sie ganz genau: Ja, der soll es wirklich sein!
Wir haben uns beide schon immer für Sprachen interessiert und gern gelesen, darum hat uns der Gedanke sehr gereizt, diese beiden Bereiche zu verbinden. Also haben wir uns in Düsseldorf für den Studiengang Literaturübersetzen (damals noch auf Diplom, heute Master) eingeschrieben und uns dort auch kennengelernt. Allerdings gefiel uns beiden die Aussicht, künftig ganz allein am Schreibtisch zu sitzen, nicht so sehr, deswegen haben wir schon damals immer etwas herumgesponnen, dass wir gern irgendwann als Team arbeiten würden. Und wie man sieht, werden solche Spinnereien manchmal eben doch Realität!


2. Wie kann man den Beruf erlernen?
Wie gesagt, haben wir ja beide Literaturübersetzen studiert, da bekommt man schon mal einiges an theoretischen Grundlagen für den Umgang mit literarischen Texten mit auf den Weg, sowohl fremdsprachigen als auch deutschen.  Es kommt ja darauf an, den Ausgangstext erst mal gründlich zu analysieren, was z.B. die Stilebene, die Erzählsituation oder auch intertextuelle Bezüge angeht. Erst dann kann man sich daran machen, das Ganze im Deutschen möglichst adäquat nachzubilden. Der Studiengang ist aber natürlich keine Voraussetzung dafür. Wir haben selbst das Gefühl, dass wir hinterher in der Praxis noch mal richtig viel dazugelernt haben – zum Beispiel durch die Verbesserungsvorschläge der Lektoren oder auch dadurch, dass wir untereinander über verschiedene Lösungsmöglichkeiten diskutieren. Viele Schwierigkeiten werden einem überhaupt erst bewusst, wenn man sich hinsetzt und wirklich mal ernsthaft einen Text übersetzt.  Eine richtige „Ausbildung“  zum Literaturübersetzer gibt es natürlich nicht, aber ein Studium mit dem Schwerpunkt (Fremd-)Sprachen, Literatur- und/oder Sprachwissenschaft schadet als erster Schritt sicher nie.

Sandra Knuffinke und Jessika Komina im Portrait

3. Hatten Sie zwischendurch einmal bedenken, dass es vielleicht doch die falsche Wahl war?
Wenn wir überhaupt Bedenken hatten, dann wegen der Selbstständigkeit, in die man bei so einem Beruf plötzlich geworfen ist – man muss sich um alles selbst kümmern und sich mit solchen interessanten Themen wie Steuern und Buchhaltung auseinandersetzen. Außerdem ist die Arbeit, wenn man sein Büro zu Hause hat, natürlich immer da und man kann ihr schlechter entkommen. Wenn man über einer besonders kniffligen Stelle brütet und die Lösung fällt einem abends um elf oder am Wochenende ein, dann setzt man sich eben auch dann noch mal an den Schreibtisch. Allerdings ist genau das oft auch von Vorteil: Man kann sich seine Zeit frei einteilen, muss keinem Chef Rede und Antwort stehen und darf, während andere früh im Dunkeln aus dem Haus müssen, noch gemütlich seine Tasse Tee trinken oder im Sommer auch mal auf der Terrasse arbeiten. 

4. Unter anderem übersetzen Sie Bücher von Maggie Stiefvater und Marie Lu. Fühlen Sie sich manchmal unter Druck gesetzt, wenn Sie wissen, dass tausende von Leuten diese Bücher lesen werden? Wenn ja, wie gehen Sie damit um?
Natürlich ist so was immer irgendwie ein komisches Gefühl, aber bei der Arbeit selbst denkt man eigentlich oft gar nicht so genau darüber nach. Das darf man auch gar nicht, weil man sonst schon ziemlichen Bammel kriegen würde . Man versucht ja sowieso, jedes Buch so sorgfältig wie möglich zu übersetzen, egal ob es hinterher ein Bestseller wird oder nicht. Aber natürlich finden wir es immer wieder toll, die fertigen Bücher dann im Handel zu sehen und zu wissen (oder hoffen …), dass es ganz viele Leute lesen! Und darum fragen wir uns, wenn wir an bestimmten Stellen vielleicht mal keine Lösung finden, mit der wie hundertprozentig zufrieden sind, manchmal schon: „Ob das wohl jemandem auffällt?“


5. Wie gehen Sie beim Übersetzen vor? Lesen Sie erst das ganze Buch und fangen dann mit Übersetzen an, oder legen Sie gleich los?
Die Manuskripte bekommen wir oft schon Monate vor dem eigentlichen Arbeitsbeginn und lesen sie schon allein darum, um zu entscheiden, ob wir den Auftrag übernehmen wollen oder nicht. Außerdem möchte man sich natürlich einen Überblick über den Stil des Autors, die Eigenheiten der Charaktere etc. verschaffen. Dann sprechen wir meist einmal kurz über alles, was uns an dem Buch aufgefallen ist, und schließlich beginnt eine von uns mit der Übersetzung. Wenn sie damit durch ist, reicht sie den Text an die andere weiter, die das Ganze noch mal be- und überarbeitet, und am Ende setzen wir uns dann zusammen und besprechen einzelne, schwierige Stellen. So entsteht im Idealfall ein Text aus einem Guss, bei dem man meist am Ende gar nicht mehr sagen kann, welche Lösung eigentlich von wem stammt. Mittlerweile haben wir uns so aufeinander eingestellt, dass sich unsere Stile ganz gut aneinander anglichen haben. Das geht so weit, dass man manchmal sogar ein Wort oder eine Wendung von Vornherein gar nicht erst benutzt, weil man weiß, dass die andere es sowieso wieder rausstreicht.


6. Arbeiten Sie dann zu Hause oder in einem Büro?
Wir arbeiten im Moment beide von zu Hause aus, weswegen das oben angesprochene Zusammensetzen auch meist nur in virtueller Form bei Skype stattfindet. Am nettesten ist es aber natürlich schon, wenn wir uns mal treffen (und hinterher noch was Leckeres essen gehen) können. Momentan wohnen wir leider relativ weit voneinander entfernt, trotzdem träumen wir immer noch von einem gemeinsamen Büro – wer weiß, vielleicht haben wir ja irgendwann mal eins!


7. Wie lange dauert es ungefähr, bis man ein Buch [ca. 400 Seiten] übersetzt hat?
Das kommt natürlich stark darauf an, was der Text so für Schwierigkeiten birgt. Gibt es darin komplizierte Wortspiele oder gar Gedichte, ist er sehr dialoglastig oder eher beschreibend? Gerade hatten wir zum Beispiel ein Buch, in dem hin und wieder gerappt wurde – da muss man sich dann schon ganz schön was einfallen lassen. Außerdem sind manche Bücher sehr rechercheintensiv, wenn man sich stark in ein bestimmtes Thema vertiefen muss. In einem der letzten Maggie-Stiefvater-Romane ging es zum Beispiel um Pferde. Da wir uns damit nicht auskennen,  mussten wir eine Expertin zurate ziehen, und genauso war es bei einem Buch über Ballett, das wir übersetzt haben. Insgesamt rechnen wir circa zwei bis drei Monate pro Projekt, allerdings sind wir ja auch zu zweit, sodass eigentlich parallel immer noch an einer anderen Übersetzung gearbeitet wird.

8. Ist Ihnen schon einmal ein total schlimmer [oder extrem lustiger] Fehler unterlaufen?
Manchmal passieren schon ziemlich lustige Fehler, zum Glück merken wir das aber meistens noch früh genug –  dabei ist es natürlich mal wieder von Vorteil, wenn man zu zweit ist. Dann lachen wir uns erst mal kaputt (auch viel schöner zu zweit ) oder schämen uns ein bisschen (und die jeweils andere muss trösten). Solche Klopse nennen wir bei uns intern übrigens „Fliegengitter“ weil eine von uns mal sehr lustig mit den Bedeutungen eines Wortes durcheinandergekommen ist. Da fragten wir uns, was die Protagonistin denn bitte für merkwürdige Sachen mit ihrem Computerbildschirm anstellt, bis wir darauf kamen, dass sie in Wirklichkeit das Fliegengitter an ihrem Fenster aufklappt … Beides heißt ja auf Englisch „screen“. In diesem Sinne heißt es jetzt bei uns oft: »Und, schon ein Fliegengitter gefunden?«


9. Haben Sie noch Tipps für angehende Übersetzer?
Man sollte sich in jedem Fall darüber im Klaren sein, dass die Selbstständigkeit so ihre Tücken hat und allein arbeiten auch nicht jedem liegt.  Na ja, und ein Schloss können wir uns von unseren Honoraren auch nicht unbedingt leisten.  Ansonsten braucht man vor allem Durchhaltevermögen und darf sich, besonders am Anfang, nicht entmutigen lassen, wenn nicht gleich die Aufträge ins Haus flattern. Dann hat man dafür aber einen schönen, kreativen Beruf mit vielen Freiheiten – bei dem einem mit Sicherheit nie der Lesestoff ausgeht!


Vielen Dank noch einmal an die Beiden für das schöne und sehr sympathische Interview, das außerdem sehr informativ war.:)

Wenn ihr noch ein bisschen mehr erfahren wollt dann klickt >hier< um auf ihre Seite zu kommen. 
Ich hoffe euch hat das Interview genauso gut gefallen wie mir und dass ihr wieder etwas dazugelernt habt^^




9 Kommentare:

  1. Hey ich habe dich für den TAG-Award- Liebster Award nominiert und würde mich freuen wenn du mitmachst :)
    http://meineanderewelt.blogspot.de/2014/02/tag-award-liebster-award.html#more

    Liebe Grüße,
    Locke :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das ist echt lieb, aber ich mag solche TAGs nicht so :) Ich hoffe du bist nicht allzu enttäuscht, wenn ich ihn nicht mache. Trotzdem vielen Dank ♥

      Liebe Grüße,
      Lynn

      Löschen
  2. Wow, tolle Idee so ein Interview und auch ein super Interview!! Echt interessant^^ Die beiden habe ja richtig krasse Bücher übersetzt! Ich selber schenke den Übersetzern ja auch immer ziemlich wenig Aufmerksamkein *schäm* :D
    Na ja, auf jeden Fall echt schön:)

    Schöne Grüße
    Mara

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habe auch noch einen Award für dich... ABER den kann dir noch niemand verliehen haben, da ich ihn erstellt habe:D
      Liebe Grüße:)

      Löschen
    2. Ja, mir gefällt es auch ^^ Das dachte ich auch! Und dann: Du hast schon so viel davon gelesen und nicht einmal ist dir bewusst geworden, dass das immer die gleichen Übersetzerinnen übersetzt habe :D
      Oh, ja ^^ ♥

      Liebe Grüße,
      Lynn ♥

      Löschen
  3. OH MIST :O Ich sehe gerade...das jemand schneller war als ich und du schon nominiert bist...für den Liebster Award *Augen klimper, ganz scheu guck*
    Vielleicht magst du ja trotzdem mitmachen? Ich würde mich wahnsinnig freuen! <3
    http://lefabook.blogspot.de/2014/02/1-liebster-award-nominierung.html

    Liebe grüße,
    Leslie

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Tut mir leid, aber wie ich oben schon gesagt habe, mag ich das nicht so, freue mich aber trotzdem ganz doll, dass du an mich gedacht hast :)

      Liebe Grüße,
      Lynn

      Löschen
  4. Wirklich echt interessant das Interview!!! (Ich glaube ich kònnte niemals Übersetzer werden XD)

    Schöne Grüße ;)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, oder? ^^ Haha, ich glaub auch, dass das nicht für jedermann etwas ist. Ich würde mich da, glaube ich, auch nicht rantrauen ^^

      Liebe Grüße,
      Lynn

      Löschen

Alle netten Kommentare sind wie wundervolle Bücher.
Ich liebe es sie zu lesen und werde sie in Erinnerung behalten. ♥